Nachwuchswettbewerb in der Drachengasse 2025

Zwischen Bauchspeck und Robotern verschwimmen die Grenzen, in der Drachengasse wird Theater zum Labor für das Wilde und Wuchernde. Der Nachwuchswettbewerb der Drachengasse holt auch 2025 wieder junge Künstler*innen auf die Bühne.

© Koehler WD

Mit dem Charme als kleines Theater im ersten Bezirk fühlt es sich in der Drachengasse an, also würde man - egal ob hinten oder vorne im Raum - immer in der ersten Reihe sitzen. Seit 2008 lädt das Theater jährlich zum Nachwuchswettbewerb ein, um junge Theatermacher*innen zu fördern, die noch am Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn stehen. Auch heuer präsentieren vier Finalist*innen ihre Kurzstücke, allesamt unter dem Motto Automaten mit Fell. Bis zum 31. Mai 2025 gießt man hier, eine Stunde dreißig ungefiltertes Theater, eine Wundertüte für alle Sinne.

Am Ende der zehn Vorstellungen entscheidet eine Fachjury, wer den Hauptpreis mit nach Hause nimmt. Doch auch das Publikum darf seine*ihre Stimme für einen eigenen abgeben. Beide Gewinne sind mit Preisgeldern dotiert. Das Gewinnerstück der Jury bekommt zudem die Chance, weiterentwickelt zu werden und als abendfüllende Produktion in der Drachengasse aufgeführt wird.

Viele der diesjährigen Stücke greifen passend zum Thema philosophische Texte auf und loten die Grenzen zwischen Mensch und Tier aus, auch in der Badewanne. Gesellschaftliche und politische Fragen schwingen mit und die Projekte orientieren sich an posthumanistischen und queeren Perspektiven, wie sie etwa Donna Haraway formuliert; Mensch und Tier, Maschine und Körper, Pflege und Kontrolle – diese Gegensatzpaare werden infrage gestellt. Dabei geht es nicht um leere Kritik, sondern um die Möglichkeit, nicht schon wieder einen Klassiker im Theater zu sehen. Puppenspiel oder Furry-Kultur bieten hier überraschend lustige aber auch politische Ansätze.

Von Miet-Hunden bis zur gefüllten Leberwurst - die Stücke im Überblick

QUALITIER: Ein professioneller Miet-Hund fürs Homeoffice und trotzdem einsam? Willkommen im Optimierungswahn hier ist bellen strikt verboten. Trifft die BWL-Frisur auf die gruselige Handpuppe ist das Chaos perfekt.

ICH HAB DICH ZUM FRESSEN GERN: In einer Metzgerei verschwimmen zwischen Freund und Futter die Grenzen. Ein bitterböser Blick auf Speck, Körperkult und Selbstverwertung, aber mit charmantem Augenzwinkern. Hat man hiervon erstmal Blut geleckt, will man einfach nicht mehr wegschauen.

NINE STAGES OF DECAY: Zwischen Leben und Tod verlieren Verstorbene ihre Erinnerungen. Doch was, wenn man plötzlich nicht mehr allein in der Badewanne schwimmt? Da hilft nur noch Körpersprache.

FOOD, FRIEND OR FORCED LABOUR: Darmspiegelung wäre mir als Idee der Revolution auch noch nicht gekommen, ein absolut innovativer Ansatz. Drei authentische Performer*innen und ihre sehr unterschiedlichen Haustiere werfen mit Erde und verdauen die Lage, ein gelungener Shit-talk.

Der Wettbewerb ist mehr als ein Sprungbrett, hier wird verhandelt und verzehrt. Die Preisvergabe findet am 31. Mai 2025 direkt im Anschluss an die letzte Vorstellung statt. Und wer noch nicht gefressen wurde, der denkt noch heute.

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