Weiche Keramik & harter Gesprächsstoff

Die Ausstellung HARD/SOFT im MAK präsentiert eine Fusion von Kunstwerken aus scheinbar gegensätzlichen Materialien, Textil und Keramik. Die vorwiegend weiblichen Künstler*innen packen dabei harte Themen in weiche Werke.

Verena Dengler, Sponsors, 2001–2014 © MAK/Georg Mayer.

Die Ausstellung HARD/SOFT folgt der historischen Herangehensweise des MAK, Materialien wie Textil und Keramik als wichtige Teile von Kultur und Gesellschaft zu betrachten. Etwa 40 Künstler*innen aus verschiedenen Ländern kombinieren traditionelle Handwerkstechniken mit modernen künstlerischen Ansätzen. Indem Textil und Keramik mit anderen Bereichen wie Architektur, Musik und dem digitalen Raum verbunden werden, eröffnet die Ausstellung neue Perspektiven auf die Rolle dieser Materialien in der zeitgenössischen Kunst.

Besonders wichtig in der Ausstellung ist der feministische Aspekt, der durch die historische Unterrepräsentation von Frauen in der Kunstwelt thematisiert wird. Über viele Jahre hinweg wurden Künstlerinnen sowohl in Bezug auf Ausstellungen als auch auf Ausbildungsmöglichkeiten und den Kunstmarkt systematisch diskriminiert. In diesem Kontext waren Textil und Keramik oft die einzigen verfügbaren Nischen, in denen sich viele Künstlerinnen kreativ entfalten konnten.

Rosemarie Trockel, MADE IN WESTERN GERMANY, 1987 MAK, T 11609 © MAK/Georg Mayer.

Die Materialien Textil und Keramik sind eng mit traditionellen weiblichen Handwerkskünsten wie Nähen, Sticken und Weben verbunden, die oft als weniger wertvoll oder künstlerisch angesehen wurden. Ein herausragendes Beispiel dafür ist der gewebte Teppich Made in Western Germany (1987) von Rosemarie Trockel, der die Produktionsbedingungen und das Labeling von Künstlerinnen thematisiert. Dieser Teppich wurde nicht von der Künstlerin selbst hergestellt, sondern in einer Weberei in Indien produziert. Durch diese ironische Inszenierung wird die Rolle der Künstlerin als Schöpferin und Produzentin hinterfragt. Die Ausstellung HARD/SOFT bietet somit nicht nur eine Plattform für Textil und Keramik, sondern auch einen Raum für die Auseinandersetzung mit der feministischen Kunstgeschichte.

Ranti Bam, Ifas, 2023 Ausstellungsansicht, Liverpool Biennial 2023 Courtesy of Liverpool Biennial © Rob Battersby.

Weiters interessant für Softies ist die Arbeit Ifas (2023) von Ranti Bam. Die besondere Form ihrer Tonobjekte ergeben sich aus einem intimen Schaffungsprozess- der Umarmung. Bam nimmt ihre Werke also in den zärtlich in den Arm und diese schlagen unter der Berührung Falten, wie unsere Haut, wenn wir altern. Sie schafft eine Verbindung zwischen Ton und den Themen der Zerbrechlichkeit und Naturverbundenheit. Der Titel 'Ifa' bezieht sich auf das Yoruba-Wort 'I - fàá', was „nah heranziehen“ bedeutet, sowie auf 'Ifá', das Yoruba-System der Weissagung. Die Objekte sind also zusätzlich eine zärtliche Hommage an die Wurzeln der Künstlerin.

Die Ausstellung HARD/SOFT könnt ihr noch bis 20.05.24 im MAK besuchen. Begleitet wird diese von Workshops, Führungen oder Künstler*innen-Talks für alle, die noch mehr Stoff wollen.

MAK Ausstellungsansicht, 2023 HARD/SOFT. Textil und Keramik in der zeitgenössischen Kunst © MAK/Kristina Wissik.

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