Die Mumins - Liebe als Inspirationsquelle

In den Geschichten der Mumins manifestiert sich die inspirierende Beziehung zwischen Tove Jansson und Tuulikki Pietilä, welche in den 1950ern ihren Anfang nahm.

Tove Janssen, finnische Künstlerin, mit ihren Mumin-Figuren im Jahr 1956. /// © dpa / picture-alliance / Lehtikuva Reino Loppinen (Quelle: Deutschlandfunk.de)

Nilpferdartige Trollwesen, die Mumins, einfach gezeichnet aber mit hohen Wiedererkennungswert, mit ihrem Wohnsitz im grünen Mumintal, irgendwo in Finnland, und ihrem kindlich-impulsiven Habitus erleben nicht nur zahlreiche Abenteuer, sondern philosophieren auch über altersunabhängige Themen.

Ein Bild von Tuulikki Pietilä neben ihrem Zeichentrick-Charakter Too-ticki /// © Tove Janssen

In der Muminwelt, einer fantasievollen Gegenwelt, die dem Kriegsalltag der 40er Jahre trotzt, gibt es jedoch nicht nur die Mumins, sondern auch viele weitere Wunderwesen. Dabei sticht eine Person besonders hervor: Too-ticki. Die äußerst intelligente Frau, immer im androgynen Stil mit blauem Hut und rot-weiß gestreiften Pullover abgebildet, ist eine gute Freundin der Muminfamilie und greift dieser mit ihrer lösungsorientierten, pragmatischen Art des Öfteren unter die Arme. Der Name Too-ticki ist eine Ableitung von Too-tikki, einem Kosenamen für die Grafikerin Tuulikki Pietilä (1917-2009), den die antifaschistische und pazifistische Illustratorin, Künstlerin und Schriftstellerin Tove Jansson (1914-2001) wohl erstmals in einem Brief 1956 für ihre Lebenspartnerin verwendet. Auch charakterlich soll Tuulikki die Inspirationsquelle für Too-ticki sein.

Obwohl sich die Lebenswege von Jansson und Pietilä schon 1938 an der finnischen Akademie für bildende Künste und 1951 in der sagenumwobenen Pariser Lesbenbar Le Monocle kreuzen, beginnt die Romanze der beiden Künstlerinnen erst 1955 bei einer Weihnachtsparty in Helsinki am Grammophon. In einer Zeit, in der Homosexualität in den meisten Ländern der Welt als illegal kategorisiert sowie strafrechtlich verfolgt wird, entwickelt sich im kalten Norden Europas eine wärmespendende, lesbische Liebesbeziehung, bis Jansson in einem Brief im Sommer 1956 proklamiert: „at last I’ve found my way the one I want to be with!“ Der Briefverkehr zwischen den beiden, von blumigen, gehaltvollen Metaphern strotzend, ist eines der Relikte ihrer Liebe, die diese jedoch keineswegs im stillen Kämmerchen verstecken, sondern als queeren Lebensentwurf in die Öffentlichkeit tragen und somit zu Ikonen der Lesbenbewegung avancieren.

Tove Jansson (right), creator of Moomin, and her life partner Tuulikki Pietilä (left), an accomplished Finnish artist. ///
© Instagram @lesbian_herstory

Bis zu ihrem Lebensende verbringen die Künstlerinnen 45 Jahre gemeinsam, ob in Pietiläs Atelier in Nordenskiöldsgatan in Helsinki oder auf der idyllischen Insel Klovharu vor der finnischen Küste (hier geht es zu einem YouTube Video über ihr Leben auf der Insel). Auf Klovharu, einer Felseninsel ohne Elektrizität, Fließwasser oder Anwohner*innen, verbringen sie gemeinsam zwischen Mai und September die Sommer und blicken in alle vier Richtungen auf das mal ruhige, mal stürmische Meer. Nicht nur das Wasser, sondern auch sie gegenseitig dienen sich als Inspirationsquellen. So arbeiten sie beispielsweise an einer Ausstellung 1969 in Jyväskylä oder an der Publikation Anteckningar från en ö / Notes from an Island von 1996 kollaborativ zusammen. Die Künstlerinnen zeigen uns, wie sich eine Liebesgeschichte in der Kunst verewigen und gemeinsam mit den Mumins die Zeit überdauern kann. Hierbei dürfen die Mumins nicht nur als Erinnerung an kindlich-naive, unbeschwerte Tage verstanden werden, viel mehr lässt sich zwischen den Zeilen eine Geschichte über Werte, Moral und Ethik lesen. Während insbesondere in jüngster Zeit queerfeministische Comics und Illustrationen zu Recht an Relevanz gewinnen, zeigt Jansson bereits Mitte der 1940er Jahre wie auf liebevolle Weise unabhängige, weibliche Protagonistinnen porträtiert und mit ihnen unterschwellige Botschaften von Gerechtigkeit illustriert werden.

Moomin Comic strip album by Tove Jansson. /// © Tove Janssen

Offizielle Website: Moomin.com
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