Berlinale ‘24: L’Empire - Satire ohne Selbstironie

Bruno Dumonts L’Empire gehörte zu den heißerwartetsten Filmen der diesjährigen Berlinale und gewann den Preis der Jury. Unsere Autorin ist weniger angetan.

(c) Tessalit Productions

L’Empire macht es sich zur Hauptmission, alle möglichen Sci-Fi-Klischees zu parodieren, seien es die der Space-Opera, der Alieninvasionsfilme oder die der Superhelden-Streifen. Bedeutungsschwangere Reden über Gut und Böse, Lichtschwertkämpfe, opulente Raumschiffe und Prophezeiungen werden durch das Alltagssetting in der Französischen Pampa kontrastiert und entkräftet. Konflikte verlaufen sich, Charaktere machen Unsinn und der klimaktische Endkampf löst sich, ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, irgendwie in Luft auf. Das ist an sich ja erstmal nichts falsches, vor allem, da auch die großen Franchises in den letzten Jahren durch Übersättigung an Popularität zu verlieren scheinen.

Nur leider vergisst Regisseur Bruno Dumont in seiner fast schon infantilen Antihaltung, die nie kritisch und kreativ genug wird, um einen Selbstzweck zu erfüllen, dem Diskurs irgendetwas hinzuzufügen. Das Gimmick, die Aliens in Form von verschrobenen Bauern und Fischern auftreten zu lassen, wird genau so schnell wieder langweilig, wie es kurz überraschend war. Ähnlich verhält es sich mit der Willkürlichkeit ihres Verhaltens, welches weder disruptiv noch kohärent genug ist, um wirklich zu stören. Es scheint, als würden Tropen parodiert werden, ohne dass sich vorher mit ihnen beschäftigt wurde. Und hier liegt das Hauptproblem von L’Empire.

Der Film scheint uninteressiert daran, sich mit problematischen Filmtrends wirklich reflektiert auseinander zu setzen und übt stattdessen oberflächliche Kritik aus einer Perspektive, die eher von Ablehnung und Überlegenheitsgefühlen geprägt scheint, als aus wirklichem Interesse am oder Sorge um den Filmdiskurs.

Dadurch werden viele Klischees auch eher reproduziert als wirklich hinterfragt. Ein auffälliges Beispiel in der Hinsicht ist hier die Darstellung der weiblichen Figuren, die mit fortschreitender Handlung immer weiter zu Sexobjekten verkommen, bereit, vom Antihelden verführt zu werden. Was als Persiflage gut funktionieren könnte, wird hier durch fehlenden Willen, mit objektifizierenden Stilmitteln zu brechen fallen gelassen. Vor allem an Stellen, in denen der weibliche Körper gezeigt wird, unterscheidet der Film sich kaum von denen, die er zu parodieren sucht.

Am Ende bleibt ein Satirefilm, der sich nur an den Stellen absurd wird, an denen er gehässig sein kann und jeglichen Biss durch demotivierte Flapsigkeit verspielt.

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