Zu ‘nem Rave im MAK, und du so?

Initiativen für junge Menschen in Museen zur aktiven Mitarbeit sind auch heutzutage noch selten – selbst in einer so museumsreichen Stadt wie Wien. Während einige noch in den Startlöchern stehen, hat sich das (young)MAK bereits den Titel des Vorreiters geangelt.

Foto: Johannes Hloch/MAK ©

In den meisten Wiener Museen gibt es in irgendeiner Ausführung einen Verein oder ähnliches, welcher durch eine Mitgliedschaft verschiedene Vorteile mit sich bringt. Diese Vereine sind jedoch zumeist eingebunden in eine Vorstellung von eher konservativen Gebilden und einer Ansammlung von – sagen wir – betagteren Leuten; kein wirklicher Aktionsraum für junge Leute.
Diesen Aspekt ändert eine Gruppe an jungen Erwachsenen im Museum für angewandte Kunst unter dem Namen (young)MAK. Mit Schwerpunkten für Museen, Design, Kunst sowie Architektur versuchen seine Mitglieder*innen Einblicke hinter die Kulissen der Museumswelt zu geben und mit innovativen Projekten verschiedene Perspektiven vorzustellen. Mit dem Anspruch, etwas zu verändern, soll Neugierde hervorgerufen werden, welche durch Eindrücke von Ausstellungsaufbauten, Interviews mit Expert*innen und kostenlosen Führungen aufrechterhalten wird.

Impression vom Open Häkeln. /// MAK ©

Als aktives Kommunikationsmedium nutzt (young)MAK seinen Instagram-Account, welcher wie ein kleines Magazin dokumentierend fungiert. Neben ‚Behind The Scenes‘-Momenten wie Besuchen in der MAK-Restaurationsabteilung und Gesprächen in Form von Instagram Live Interviews hält die Gruppe zudem an ein paar stets wiederkommenden Projekten mit jeweils wechselnden Schwerpunkten fest. Zusätzlich werden verschiedene Künstler*innen sowie Wissenschaftler*innen hinzugeholt, um in kurzen Vorträgen künstlerische, inhaltliche und technische Impulse als Inspiration zu vermitteln. Zum Open-Häkeln wird in regelmäßigen Abständen im Sinne einer diskursiven Workshop-Serie geladen. Ebenfalls im künstlerischen Bereich kam es im vergangenen Februar zu einem Open-Aktzeichnen mit Künstlerin Iris Andraschek, um Identitätskonstruktionen von körperlicher Autarkheit sowie festgeschriebenen Beziehungsmodellen zu hinterfragen.

Das Museum mitgestalten, häkelnd und tanzend

Um neben den aktiv künstlerischen Angeboten auch Anreize für Vielerlei zu bieten, initiierte das (young)MAK auch bereits zu verschiedenen Terminen Partys mit wechselnden DJ*anes und präsentierte somit das Museums für angewandte Kunst unter ganz anderen Bedingungen wie innerhalb des Alltagsbetriebs, wodurch der transformative oder sogar wandelhafte Charakter einer kulturellen Institution hervorgehoben wird.

© Johannes Hloch/ MAK

Selten werden jungen Menschen die Möglichkeiten geboten, Erfahrungen in musealen Institutionen zu sammeln oder hinter die Kulissen zu schauen. Die wenigen Volontariats- sowie Praktikumsplätze sind schwer umkämpft und zumeist unbezahlt, wodurch viele bereits in ihren ersten Annäherungsversuchen gestoppt werden.In diesem Sinne stellen sich die aktiven Mitglieder*innen als ein junges Kollektiv vor, welches Menschen mit dem MAK verbindet und somit die Grenzen des Museumsraumes öffnen möchte. Ein Museum für alle sowie eine aktive Einbindung der Rezipient*innen in die Geschehnisse einer kulturellen Institution. Es soll eine Möglichkeit bestehen, dass jeder sich einbringen kann, um aktiv das Museum – als das ‚eigene‘ Museum – mitzugestalten. Die häufige Konnotation der Museumseinrichtungen, als konservative, vordergründig zwar offene, aber dennoch exklusive Konstrukte bekommt somit einen zugänglicheren Charakter, welcher auch unabhängig von den Ausstellungen agieren muss. Eine Institution als offener Raum, ohne direkte oder indirekte Bedingungen der Teilhabe. Museen können mehr sein, als eine reine Ausstellungsplattform, sondern ein kultureller Ort des Zusammentreffens. Aufgrund dessen schafft (young)MAK mit konkreten Vorstellungen einen Wirkungsraum, um für die Zukunft der Museums- sowie Kunstwelt einen Beitrag leisten zu können.

Andere Museen versuchen ihrem Vorbild zu folgen, allerding bisher im kleineren Ausmaß: Das Kunsthistorische Museum Wien initiiert einmal im Monat das Kunstschatzi; ein Abend – jeweils unter einem speziellen Motto –, an welchem die Kuppelhalle in eine Cocktailbar inklusive DJ Line Up verwandelt wird. Damit auch nicht der Kunstaspekt schleifen gelassen wird, werden passend zum Motto zu jeder halben und vollen Stunde 30-minütige Führungen von Kunstvermittler*innen in Deutsch und Englisch angeboten. Das KHM wird somit als vielfältiger potentieller Treffpunkt präsentiert. Jedoch ist das Kunstschatzi nicht primär Handlungsort für initiierte Projekte von jungen Menschen für junge Menschen als separate Gruppe, sondern eine Initiative des Museums selbst, um sein Programm zu erweitern sowie attraktiver zu machen. In diesen Rahmen reiht sich auch das Volkskundemuseum, welches sich modern und jung neu aufstellt und aus diesem Grund unter anderem das Queer Museum Vienna öfters im Jahr hostet. Ein Museum, welches die Wiener queere Stadtgeschichte betonen möchte, um eine Auseinandersetzung mit zeitgenössischer queerer Kunst hervorzuheben. Als Ort der Wissenschaft sowie Vermittlung, Experimente und Gespräche wird das Programm von öffentlichen Vorträgen, Filmvorführungen, und Bildungssprachen bestimmt; die queere Community Wiens im Diskurs mit der Kultur- und Gleichstellungspolitik.

Gründungsmitglieder*innen des (Young)MAK /// © Sabine Hauswirth

In diesem Sinne wird es spannend sein zu beobachten, was für Initiativen in den nächsten Jahren in Wiener Museen Einzug halten werden - vielleicht habt ihr ja Ideen?

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