Die Bereitschaft zum Sprung

Literatur ist etwas für einsame Wölf*innen? Nicht unbedingt: Zwei Mitglieder des Literaturvereins Trapez über die Wichtigkeit des Miteinanders, den Sprung in das Schreiben und die Zukunftsaussichten ihres Vereins.

Offen zum Mitmachen /// Literaturverein Trapez (c)

Bohema: Den Literaturverein Trapez gibt es mittlerweile schon seit sieben Jahren. Kannst du uns kurz erzählen, wie die Idee damals entstanden ist?

Charlotte: Entstanden ist es dadurch, dass ich eine Vorlesung besucht habe, zum Thema Kreatives Schreiben und ich gemerkt habe, dass ich so einen Austausch auch noch gerne nach der Vorlesung haben möchte. Dann habe ich über Moodle einen Post verfasst, ob jemand Lust hätte, sich auch neben dem Kurs über das Schreiben auszutauschen. Da hat sich dann eine Person gemeldet. (lacht) Damit waren wir schon mal zwei. Über Austausch mit andern Unikolleg*innen und Freund*innen, waren wir dann am Ende fünf Leute beim ersten Treffen.

B: Und wie ist dann der Verein, den es heute gibt, daraus geworden?

C: Wir sind dann relativ schnell darauf gekommen, wenn man eigene Texte und Bücher produzieren will, wäre es ganz sinnvoll, wenn man einen Verein gründet. Denn dann ist man auch ein Verlag und hat auch das Publikationsrecht. 2017 haben wir mit der Vereinsgründung begonnen und 2018 haben wir die Unterlagen eingereicht und wurden offiziell ein Verein.

Stefan: Ein Jahr später bin ich dazugekommen und bin jetzt quasi der Finanzminister von Trapez. (lacht) Ich schau darauf, dass das Geld für die Literatur verwendet wird. Dieses Geld bekommen wir über Mitgliedschaften, Spenden und über den Verkauf unserer Sammelbände.

B: Trapez ist ein Name, den man vielleicht nicht auf Anhieb mit Literatur verbindet. Wieso habt ihr euch für genau diesen entschieden?

C: Wir sind damals alle in uns gegangen und haben zusammen überlegt. So sind wir auf unser Motto gekommen: Schreiben ist für uns wie ein Sprung von einem Trapez, denn das Niederschreiben von Gefühlen birgt immer eine Gefahr, weil man sich komplett exponiert. Man kann es auch mathematisch sehen, wenn man möchte.

Das Motto: Die Bereitschaft zur Gefahr, die Totalität des Auftritts und die Unverortbarkeit des Sprungs.

B: Aus welchen Menschen setzt sich eure Gruppe zusammen?

C: Wir haben derzeit acht ordentliche Mitglieder von ganz unterschiedlichen Hintergründen. Es sind Lehrer*innen dabei, Germanist*innen und Kulturwissenschaftlicher*innen.

B: Und habt ihr vor noch weiter zu wachsen?

C: Ja, auf jeden Fall. Wir haben alle den Wunsch uns im Schreiben zu verbessern und neue Gesichter bringen neue Perspektive, die auch einen frischen Wind in die Gruppe bringt.

S: Genau, es ist auch etwas anderes quasi fremden Leuten seine Texte vorzulesen als seiner Familie oder engen Freund*innen. Da wird nicht nur Lob ausgesprochen, sondern auch konstruktive Kritik gebracht und das hilft sehr beim Weiterschreiben.

Charlotte und Stefan /// Clarissa Donati (c)

B: Was genau macht ihr dann bei euren Treffen? Wie kann man sich das vorstellen?

S: Wir haben verschiedene Arten von Treffen und Veranstaltungen. Unter anderem Pub Quizzes, Open Mics und Lesungen. Die regelmäßigsten sind unsere Jour Fixe, unsere Schreib Treffen. Die sind zurzeit an jedem ersten und dritten Freitag jedes Monats, im Cafe Einstein. Da bringen wir unsere Texte mit, meistens Kurzprosa oder Lyrik und geben wir einander Feedback oder schreiben zusammen. 

B: Wer kann zu diesen Treffen kommen?

S: Jede*r, der/die möchte. Man kann auch einfach nur vorbeischauen und Zuhören. Es ist nicht verpflichtend, dass man seinen eigenen Text mitnimmt.

B: Ein wichtiger und schöner Teil eures Vereins, sind ja eure Sammelbände. Könnt ihr mir dazu ein bisschen etwas erzählen.

C: Unser erster Sammelband ist 2017 erschienen, der hat ein ganz simples Cover und da haben wir auch Kleinigkeiten vergessen. Wir hatten zum Beispiel kein Impressum, kein Publikationsdatum und so weiter. Das ist bei unserem letzen Band schon anders. Der hat auch ein schöneres Cover (lacht). Also man lernt auch sehr viel in dem Prozess.

B: Von wem sind Texte in den Büchern zu finden?

C: Vor jedem Sammelband schreiben wir einen Wettbewerb zu dem Thema des Buches auf Social Media aus.

Also jede*r kann mitmachen.

S: Wir achten auch darauf, dass jedes Buch einen roten Faden hat. Die Texte haben schon eine gewisse Ordnung. Es soll am Ende ein Ganzes ergeben, obwohl wir alle so individuell und verschieden schreiben.

B: Wie oft kommt ein Buch heraus? Habt ihr da einen gewissen Rhythmus?

C: Es kommt, wie es kommt. Die ersten drei sind noch im 1-Jahres-Rhythmus erschienen. Dann war länger Pause, der vierte Band ist 2022 erschienen. Manchmal sind mehr Texte da und manchmal weniger, da muss man einfach schauen, wann es passt.

 

B: Was sind die Zukunftspläne von Trapez?

C: Der große Plan ist schon, dass wir irgendwann mal, doch noch underground, aber eine gewisse Literaturgröße in Wien werden können. Es ist uns nicht gelungen einen Fuß in die Tür der Literaturszene in Wien zu bekommen. Das hat auch viel mit Ressourcen zu tun, weil wir momentan nur auf Spendenbasis leben. Damit kann man sich leider keinen Stand auf der Buchmesse in Wien leisten.

S: Wir verpassen leider auch oft die Bewerbungsfristen für Veranstaltungen wie den Kultursommer (lacht).

C: Das stimmt und das eine Mal, wo wir es innerhalb der Frist geschafft haben, kam keine Rückmeldung. (lacht auch) Aber es ist natürlich auch irgendwie schön, dass wir unser eigenes Ding machen können und an niemanden gebunden sind.

S: Und wir haben Spaß daran und das ist am Ende, ja die Hauptsache.

 

Die nächste Lesung von Trapez ist am 21.10., weitere Informationen findet man auf ihrer Website oder auf ihren Social-Media-Kanälen.

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